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Februar 2021

 Erwachen oder Sich-Bewusst-Sein -
unabhängig von Corona

Hat "Erwachen" tatsächlich etwas damit zu tun, wie viele Informationen über Fakten, Zusammenhänge und Hintergründe ich habe, bzw. welche ich glaube?

Für mich gibt es nicht „die Erwachten“ und „die Schlafenden“. Für mich ist „Erwachen“ ein ständig wiederkehrender Moment in unserem Prozess des Wachsens und der Weiterentwicklung. So, wie ich körperlich auch jeden Morgen erneut aufwache, so kann ich auch jeden Tag geistig neu bzw., weiter erwachen. Immer dann, wenn ich eine neue Erkenntnis gewonnen habe oder eine neue Perspektive einnehme, könnte ich das „Erwachen“ nennen, und den Zustand davor, als ich die Erkenntnis noch nicht hatte, als „Schlaf“. Kein Mensch kann in allen Bereichen dieser Welt und dieses Menschseins alle Erkenntnisse, die möglich sind, schon gehabt haben, deshalb ist in meinen Augen niemand „vollständig erwacht“, und genauso wenig hat niemand noch gar keine Erkenntnisse und noch gar keine Perspektivenwechsel in seinem Leben gehabt, deshalb ist auch niemand „komplett schlafend“.  

Das, was viele mit „Erwachen“ meinen, ist in meinen Augen eigentlich eher ein Grad dessen, wie sehr ich mir meiner Selbst bewusst bin. Und das umfasst ziemlich viel, was völlig unabhängig von der Corona-Krise und all ihren Sinn gebenden Antworten und Theorien ist:

Selbstreflexion:

  • Wie sehr ist mir bewusst, was ich gerade denke und fühle?
  • Wie oft gelingt es mir, „meine Gedanken und Gefühle zu beobachten wie eine Mutter ihre spielenden Kinder“ (Daniele Ganser)?
  • Wie sehr kann ich innehalten und das, was ich denke und fühle, selbst beeinflussen?
  • Wie groß ist mein Toolkoffer, um mit negativen Gedanken und Gefühlen wie Angst, Wut, Frustration usw. umzugehen?
  • Wie sehr ist mir bewusst, welche Konzepte mein Gehirn gerade als Wahrheit ausgewählt hat, und wie gut kann ich davon einen Schritt zurücktreten und mal mit etwas Abstand darauf blicken?
  • Wie oft werde ich mir meiner Muster u.Ä. bewusst, wie groß ist mein Toolkoffer, um damit umzugehen?

Kommunikation & Empathie:

  • Wie sehr kann ich das, was mir in meiner Selbstreflexion bewusst ist, in meiner Art zu kommunizieren authentisch und wertschätzend äußern?
  • Wie stark kann ich meine Kommunikation reflektieren und verändern?
  • Wie gut kann ich mich in andere hineinversetzen, und zwar so lange, bis ich Verständnis für sie finde?
  • Wie sehr ist mir mein eigenes manipulatives Verhalten (das meiner Meinung nach JEDES menschliche Wesen in verschiedensten Facetten und Ausprägungen an den Tag legt) bewusst?
  • Wie gut kann ich auf ein „Ich habs doch gesagt“ verzichten, und stattdessen die anderen mit offenen Armen empfangen, wenn wir uns in meiner Perspektive treffen?
  • Wie gut kann ich andere auffangen und liebevoll unterstützen, wenn sie ihren Halt gerade verloren haben?

Das Rechthaben loslassen:

  • Wie gut kann ich von dem, was ich gerade als stimmig und als Wahrheit wahrnehme, ablassen, und anderen Input tatsächlich (nicht nur so gesagt) als „interessant, schließe ich mal nicht aus“ annehmen?
  • Wie gut kann ich unterschiedliche Meinungen neben einander stehen lassen?
  • Wie gut gelingt es mir, stärker als mein „Selbstschutz-Schalter“ zu sein und immer wieder aufs Neue offen zu sein für Input, der mich vielleicht zuerst mal meinen Halt kostet?
  • Wie klar ist mir bewusst, was ich selbst brauche, um es auszuhalten, dass ich nichts weiß, dass ich keine abschließende Antwort habe, dass ich streckenweise ohne Sinn gebende Thesen und Antworten durch meinen Alltag gehe?

Achtsamkeit:

  • Wie gut kann ich abwarten, was passiert?
  • Wie gut kann ich im Hier und Jetzt sein, statt mich über die Vergangenheit zu ärgern oder um die Zukunft zu sorgen?
  • Wie gut spüre ich meinen Körper, meine körperlichen Reaktionen auf Gefühle, auf Nahrungsmittel, auf Strahlung usw.?

 

u.v.m.

 

Erwachen hat für mich nichts damit zu tun, dass ich die „richtigen“ Fakten glaube oder die „richtigen“ Zusammenhänge und Hintergründe erkenne, oder dass ich besonders gut im Hinterfragen bin ;), sondern damit, dass ich tagein, tagaus an meiner Weiterentwicklung in den Bereichen Selbstreflexion, Kommunikation, Empathie, Das-Rechthaben-Loslassen, Achtsamkeit, Selbstliebe usw. arbeite.

Diese Werte und Fähigkeiten können wir alle, egal welchem „Lager“ wir uns in der Corona-Krise zuordnen oder welche Theorien für uns derzeit Halt gebende Antworten liefern und Sinn geben, trainieren und weiterentwickeln. Dann ist die Zeit der Corona-Krise nur das „Bootcamp“, in dem wir derzeit intensiv üben, lernen und wachsen. Diese Werte und Fähigkeiten sind für eine goldene Zukunft der Menschheit entscheidend, und vielleicht sind sie schlussendlich die eigentliche Lösung für diese Zeit.