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Diese "Tagesgedanken" schrieb ich im Frühjahr 2020 - und sie sind großteils immer noch sehr aktuell und passend...

23.5.2020:

Sind Andersdenkende automatisch medien-inkompetent?

Medienkompetenz beinhaltet für mich und viele andere, dass wir uns wach und bewusst in der Medienlandschaft bewegen. Und wenn wir auf Fakten-Ebene miteinander diskutieren und überzeugt sind, dass unsere eigene Sichtweise stimmt, vermuten wir schnell, dass die anderen ihren Standpunkt vielleicht nur deshalb haben, weil sie noch nicht genug recherchiert und nicht genug Faktenchecks durchgeführt haben. Doch jetzt wird mir bewusst:

Derzeit denken fast alle Menschen von sich - egal ob sie z.B. das Mundschutz-Tragen für richtig oder sinnlos oder gar gefährlich halten, egal ob sie Bill Gates für einen Philanthropen oder eher fragwürdig oder gar für einen Impfverbrecher halten, usw. -, dass sie "gut recherchiert" haben, dass sie alle notwendigen Faktenchecks gemacht haben, dass sie keineswegs unhinterfragt und blind folgen. Das, was jeder von uns für "tatsächlich seriös" hält, ist eine subjektive Wahrnehmung und austauschbar, auch wenn sie sich noch so richtig anfühlt... 
Für die einen sind die Mainstream-TV-Medien und Pressekonferenzen die mit den Fake-News, für die anderen die Internetmedien und Querdenker. Jeder hält seine Quellen für seriös und "seine Informanten" für Qualitätsjournalisten und echte Fachleute. 

Man findet inzwischen genauso viel Bestätigendes wie Widerlegendes zu fast jeder Aussage, es kommt nur auf den Fokus und die subjektive Perspektive (auch von "seriös") an, welche Seite jeweils der eigenen Überprüfung standhält.

Beide "Lager" werfen den anderen derzeit exakt das Gleiche vor. Und jeder ist wirklich zutiefst überzeugt davon, dass er/sie die Wahrheit nun erkannt hat, dass er/sie richtig informiert ist, und könnte teilweise echt dran verzweifeln, dass die Andersdenkenden nicht erkennen, welchen "Fakenews" sie aufgesessen sind! Beide "Lager" sind fassungslos und entsetzt und kämpfen darum, gehört zu werden und mit noch mehr Fakten und Argumenten zu überzeugen...  Es geht uns fast allen derzeit sehr ähnlich - egal von welcher Meinung wir ausgehen!

Und inzwischen sind die "Lager" ziemlich festgefahren, sodass kaum einer derzeit die anderen von seiner Wahrheit überzeugen kann. Deshalb ist es inzwischen oft vergeudete Energie, auf Fakten-Ebene zu diskutieren, und eigentlich auch, auf Fakten-Ebene immer weiter zu recherchieren!

Wir finden durch unsere Überzeugung, unseren Fokus und unsere subjektive Wahrnehmung ja doch nur noch weitere Links, Videos und Texte, die uns bestätigen oder die für uns völlig offensichtlich manipulativ oder fake sind, und sofort brennt in uns wieder die Hoffnung hoch, endlich das Richtige zum Überzeugen der Anderen gefunden zu haben... Und oft teilen wir diese Information dann nicht nur direkt mit einer Person, mit der wir vielleicht gerade im Austausch waren, sondern mit ganzen Gruppen, und hoffen so sehr, möglichst viele der erschreckend anders denkenden nun endlich "aufzuwecken"... Dahinter stecken nicht nur die grundlegenden Bedürfnisse nach Gehört werden, Verständnis, Harmonie (sich einig werden), an einem Strang ziehen usw., sondern auch die Angst vor den Gefahren, die die Andersdenkenden für uns darstellen können...   

Die größte Gefahr besteht m. E. jedoch derzeit weder in einem Virus noch in Fakenews oder Verschwörungstheorien, sondern in der immer tiefer werdenden Spaltung unserer Gesellschaft. Und jeder von uns kann dazu beitragen, diese Spaltung wieder zu verringern, indem wir alle in unseren Familien, Freundes- und Bekanntenkreisen, Klassengemeinschaften und Arbeitsfeldern usw. versuchen, weniger Diskussionen auf Fakten-Ebene zu führen. Und vielleicht in unseren persönlichen Diskussionen ganz ab zu kommen vom gegenseitigen Bestätigen (="wenigstens wir haben die Wahrheit erkannt") oder den Versuchen, Andersdenkende von der eigenen Perspektive zu überzeugen. 

Lasst uns wegkommen von der Fakten-Ebene, und lasst uns die ganze Corona-Thematik als Trainingslager nehmen!

Ein Trainingslager nicht nur für Medienkompetenz, sondern auch für Fähigkeiten wie Empathie: Sich in Andersdenkende solange hineinversetzen, bis ich wirklich nachvollziehen kann, wie der tatsächlich so denken kann - eine große Herausforderung, wenn es uns eigentlich doch so fassungslos macht, wie "blind" der andere gerade ist...!
Oder Fähigkeiten wie Toleranz, also wirklich zu akzeptieren, dass jemand völlig anders denkt und völlig anders umgeht mit den aktuell brandheißen Themen... wirklich zu akzeptieren und ihm mit innerer Ruhe zu begegnen...
Innere Achtsamkeit zu lernen, sich bewusst zu werden, wann welche Gedanken und Gefühle in einem ausgelöst werden... Üben, sich selbst zu beruhigen, wenn uns etwas gerade sehr aufwühlt... 

Diese und viele andere Werte, die wir alle gern am liebsten schon optimiert hätten und als Eltern eigentlich alle unseren Kindern beibringen wollen, sind derzeit echt schwer umzusetzen und vorzuleben. Aber genau hier liegt die große Chance dieser Krise, hier können wir vor den Augen unserer Kinder und Familien über uns hinauswachsen! 

Deshalb lasst uns das Recht-haben und Fakten-diskutieren loslassen und verbinden statt spalten - sowohl unter vier Augen als auch in kleiner Runde und im großen Umfeld.

Auf dass wir als Gesellschaft bald gemeinsame Wege aus der Krise heraus finden, dass wir trotz aller sich widersprechenden Überzeugungen wieder ins Miteinander finden, und dass sich eine positive Zukunft für uns alle aufbauen darf.

29.4.2020:

Das verstehe ich unter "selber denken"

Da ich für mich persönlich, also ganz subjektiv, es nicht schaffe bzw. nicht will, dass ich in solchen Zeiten wie jetzt komplett auf mediale Informationen verzichte, gehe ich folgendermaßen vor:

Ich möchte selber denken und selber entscheiden, welche Dinge ich für wahr und richtig erachte - und dazu muss ich immer beide Seiten zu einer Frage anhören/lesen.

Wenn ich mir nur die "alternativen" Videos und Texte von Querdenkern reinziehe, denke ich genauso wenig selber, als wenn ich immer nur den "Mainstream-Medien" folge. Beides ist einseitig, und wenn ich mich nur einseitig informieren lasse, dann ist das in meinen Augen kein selber denken.

Ich achte darauf, dass ich nach jedem "Querdenker-Video" auch wieder Artikel dazu der Mainstream-Medien lese, und umgekehrt. Ich hinterfrage immer wieder beide Seiten. Und mal tendiere ich zu der einen Ansicht, dann wieder zu der anderen, und je länger ich das mache, desto mehr finde ich zu meiner eigenen Wahrheit.

Wenn ich dabei noch innere Achtsamkeit praktiziere, also meine Gedanken und Gefühle beobachte und aktiv für meine Beruhigung sorge, dann kann ich klaren Kopfes (und reinen Herzens) Stellung beziehen zu einzelnen Themen. Und dann kann es sein, dass ich in der einen Frage den jeweiligen Politikern zustimme, in einer anderen Frage aber genau das Gegenteil des von ihnen Kommunizierten glaube, und in wieder einer anderen Frage noch unentschlossen bin und erstmal weiterhin beobachte und mich informiere.

Und so kann es auch sein, dass ich eine Meinung, die ich am 16.3. hatte, inzwischen nicht mehr habe - denn wenn sich die Faktenlage in der Zwischenzeit ändert oder in anderer Weise zeigt als vorhergesagt, dann darf ich auch meinen Standpunkt ändern.

Mein Trick, um selbst immer wach zu bleiben und nicht in ein einseitiges Ja oder Nein zu kippen, ist: Ich fordere mich gern damit heraus, dass ich bei denen, deren Meinung ich am liebsten in der Luft zerreißen möchte, mal suche, was denn ihre 10% Wahrheit für mich sein könnten, und bei denen, deren Meinung ich am liebsten voller Begeisterung mit der ganzen Welt teilen möchte, verlange ich von mir selbst, an mindestens 10% davon Kritik zu üben oder Zweifel stehen zu lassen. Und wenn mir das nicht gelingt, muss ich genau in diesem Randbereich nochmal recherchieren...

So empfehle ich z. B. jedem Impfbefürworter, sich auch immer wieder mal sachlich und innerlich offen mit Äußerungen von Impfgegnern zu beschäftigen. Und umgekehrt - strikte Impfgegner, die immer nur weiter ihre Kollegen zitieren und nicht immer wieder überprüfen, ob nicht doch auch was an der Sichtweise der Impfbefürworter dran sein könnte, sind in meinen Augen genauso nur blinde Mitläufer.

Eine positive Weiterentwicklung einer Gesellschaft ist nur dann möglich, wenn möglichst viele Menschen anfangen, selber zu denken, und immer wieder in einen sachlichen Austausch mit Andersdenkenden gehen. Blindes Mitläufertum führt immer zu Rückschritt.

Keiner hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, auch kein Präsident und keine Kanzlerin, kein Virologe, kein Rechtsanwalt, kein Arzt oder Journalist... Und keiner hat die alleinige Wahrheit gepachtet. Jeder teilt mit uns seine Wahrnehmung, von der er meist selbst zu 100% überzeugt ist.

Deshalb rufe ich jeden in meinem Umfeld dazu auf, sich zu jeder Frage/Diskussion, die ihn/sie bewegt, sich immer von beiden Seiten her zu informieren und jeden Tag aufs Neue selber zu denken!

 

 

 

25.4.2020

Ein Miteinander für unsere Gesellschaft 

Wir brauchen jetzt ein Miteinander! 

Aber das ist schwer gerade, weil beide Seiten eigentlich im gleichen Boot sitzen: Die einen haben Angst vor dem Virus und vorm Zusammenbruch des Gesundheitssystems, die anderen vor Impfzwang, Polizeistaat und dauerhaft ausgesetzten Grundrechten - beide Seiten haben also tiefe, für sie echt existentielle Ängste!

Eigentlich geht es allen gleich, aber dadurch, dass beide Seiten fürchten, dass das andere Lager, wenn es zu viele Mitläufer hat, gefährlich wird, kann kein Miteinander entstehen... 

Vielleicht liegt hier unsere eigentliche Herausforderung? Dass wieder Brücken gefunden werden zwischen den Lagern, dass wieder - unabhängig davon, wie viele anders denken - Vertrauen und Zuversicht wachsen können... Ich glaube, das ist die aktuelle Crux an der Situation: Beide Seiten machen sich Sorgen, was die nahe Zukunft bringt, und suchen ein Gefühl der Sicherheit/Beruhigung darin, dass es bitte, bitte möglichst wenig Menschen geben darf, die so denken/reden/handeln, dass das Gefürchtete tatsächlich eintritt... 

Deshalb versuchen beide Seiten jetzt immer vehementer, die anderen zu überzeugen und auf ihre Seite zu ziehen.
Da geht's um echt existentielle Ängste, auf beiden Seiten. 

Das, was beide Seiten in ihrem Gefühl der nahen Bedrohung nicht mehr sehen können ist, dass es auch noch den dritten Weg gibt: Vertrauen und Zuversicht, dass unsere nahe Zukunft glimpflich verlaufen kann, auch wenn es "gefühlt zu viele werden im anderen Lager".

Vertrauen und 

Das könnte das jetzige Ziel sein von all denen, die wieder mehr Miteinander in unserer Gesellschaft wünschen, die raus wollen aus diesen Kämpfen der zwei Lager, aus diesem erstarrt-Sein in Ängsten, aus diesen ständigen gegenseitigen Vorwürfen... Das könnte unser Ziel sein.vielleicht Zuversicht darin, dass wir alle von Oben geführt sind, dass wir behütet sind, dass dieses "Oben" (sei es nun Gott, Manitou, Buddha, das Universum, Engel, höhere Mächte usw., egal) nicht für uns will, dass wir die jeweils gefürchtete Zukunft erleiden werden...
Und dass dann aus diesem Vertrauen heraus, aus dieser Zuversicht heraus, miteinander diskutiert wird, gehandelt wird, gelebt wird.

Lasst uns zum einen daran arbeiten, dass in uns Vertrauen und Zuversicht wieder wachsen und stark werden, und lasst uns dann im Außen, unserem Umfeld, den Menschen, die noch in Angst oder Kampf feststecken, sanfte Samen von Vertrauen und Zuversicht schenken.

Was dann nicht bedeutet, dass wir aufhören hinzuschauen, zu diskutieren, für unsere Meinung einzustehen und teilweise auch dafür zu "kämpfen" - aber all das mit einer innere Grundhaltung von Grundvertrauen, Zuversicht und hoffnungsvollem Miteinander. ✨